ZUR PIZA-SONDERAUSWERTUNG: WER LIEST UND FORSCHT, WEIS IM NETZ BESCHEID
Junge Lesefreunde. Bildquelle: Stiftung Lesen / Andrea Steinbrecher

ZUR PIZA-SONDERAUSWERTUNG: WER LIEST UND FORSCHT, WEIS IM NETZ BESCHEID

PISA-Sonderauswertung: Lesen im 21. Jahrhundert (Ergebnisse für Deutschland)

Wo einmal Lexika zurate gezogen wurden, sind Informationen heute oft nur wenige Klicks oder einen Fingerwisch entfernt. Die Fülle an Informationen – häufig mit unklarer Herkunft – erfordert von Kindern und Jugendlichen gute Lesekompetenzen und eine kritisch-hinterfragende Haltung. Das zeigt die aktuelle PISA-Sonderveröffentlichung „Lesen im 21. Jahrhundert: Lese- und Schreibkompetenzen in einer digitalen Welt“.

Weniger als die Hälfte der 15-Jährigen in Deutschland ist in der Lage, in Texten Fakten von Meinungen zu unterscheiden. Gut die Hälfte der Schülerinnen und Schüler gibt an, dass sie im Unterricht nicht lernen, subjektive oder voreingenommene Texte zu erkennen. Insgesamt schneiden 15-Jährige in Deutschland bei der Lesekompetenz aber leicht über dem OECD Mittel ab, wobei die Leseleistungen in der letzten Dekade praktisch unverändert blieben.
Schülerinnen und Schüler, die häufig Bücher analog lesen, schneiden beim PISA-Test besser ab als Schülerinnen und Schüler, die Bücher eher online lesen. Gleichzeitig hat die Freude am Lesen in Deutschland in den vergangenen Jahren so stark abgenommen wie in kaum einem anderen Land.

Zum ersten Mal wurden in dieser Erhebung auch Fragen zum Leseverständnis im digitalen Raum aufgenommen. So mussten die Schülerinnen und Schüler unter anderem angeben, wie sie mit einer Phishing Mail umgehen würden. Hier schnitten die Teilnehmenden in Deutschland deutlich besser ab, als in den meisten anderen Ländern.

Allerdings war in Deutschland auch die Spreizung nach sozialem Hintergrund besonders groß. Während Schülerinnen und Schüler aus privilegiertem Elternhaus so gut abschnitten wie in keinem anderen Land, rangierten Schülerinnen und Schüler aus benachteiligten Haushalten nur im oberen Mittelfeld. Wie auch sonst im Bereich Lesekompetenz, schneiden Mädchen bei diesen Fragen deutlich besser ab als Jungs.

Die Studie zeigt auch, dass insbesondere das Lesen von Büchern auf Papier mit besseren Leistungen beim Leseverständnis einhergeht. In den meisten Ländern führt auch die häufige Lektüre von Büchern auf digitalen Geräten zu besseren Leistungen, in Deutschland lässt sich dieser Effekt aber nicht ausmachen.

Dr. Jörg F. Maas, Hauptgeschäftsführer der Stiftung Lesen, kommentiert die Sonderauswertung: „Lesen ist die Grundlage von digitaler Bildung. Nur wenn Kinder lesen können, sind sie in der Lage, das gesamte Medienspektrum selbstbestimmt zu nutzen und gezielt im Alltag einzusetzen. Daher ist es essentiell, das Vorlesen und Lesen in den Familien, Kitas und Grundschulen mit passenden Angeboten zu stärken: medial verschränkt, fächerübergreifend und altersgerecht aufbereitet. Nur so können wir garantieren, dass alle Kinder in Deutschland die gleichen Chancen auf eine umfassende Digitalbildung haben.“
Insgesamt gehört Deutschland zu den Ländern, in denen Schülerinnen und Schüler vergleichsweise wenig Freude am Lesen haben. Noch geringer ist die Freude am Lesen nur in den Niederlanden, Norwegen, Belgien und Dänemark. Gleichzeitig ist Deutschland das Land in dem die Freude am Lesen in den vergangenen am Stärksten zurückgegangen ist.

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