05.10.2021

Der Verlauf der Via Claudia Augusta. | Via Claudia oberhalb der Lechschlucht. Replikat eines römischen Mehlensteines.

Erkundungstour zur antiken Römersiedlung am Tegelberg (Allgäu, Bayern)

Die Römer ließen sich vor über 2.000 Jahren auch im Süden Bayerns nieder. An zahlreichen Orten finden sich bis heute Spuren der Römerzeit. Landhäuser, Kastelle und Straßen zeugen von der Ausdehnung römischer Kultur westlich von Donau und Rhein, dem so genannten „nassen Limes“. Mit der Via Claudia Augusta führte eine der bedeutendsten Römerstraßen auch durch das heutige Bayern und verband Rom mit Germanien. An der gesamten Strecke der Via Claudia Augusta gibt es noch heute viele Spuren der alten Römer. Wie bei der Ruine einer Römersiedlung am Tegelberg in Schwangau, in der Nähe der berühmten Schlösser Neuschwanstein und Hohenschwangau. Die kunstvollen, gut erhaltenen Fresken haben die antike Römervilla Schwangau weit über die Grenzen Bayerns hinaus bekanntgemacht.

Viele Wege führten nach Rom: Via Claudia Augusta

Das Römische Reich überdauerte mehr als 1000 Jahre und umfasste zur Zeit seiner größten Ausdehnung den Großteil Europas, Vorderasien und Nordafrika. Keine Grenzen, keine Zölle, sichere kostenlos zu benützende Straßen, die alle bekanntlich nach Rom führten.

Die Via Claudia Augusta erschloss von Norditalien aus den süddeutschen Raum. Sie verlief von Trient über Bozen (Pons Drusi), Füssen (Foetes) und Augsburg, das damals die Hauptstadt der Provinz Raetia Augusta Vindelicorum war, bis nach Donauwörth an der bayerischen Donau.

Die erste europa-verbindende Straße über die Alpen war nicht nur ein wichtiger Transport- und Handelsweg, sondern auch Achse der Begegnung sowie kulturellen Austausches und prägte Regionen, Menschen und ihre Kulturen. Entlang der Claudia Augusta entstanden Kastelle, Gasthäuser und Pferdewechselstationen. Meilensteine zeigten die Entfernungen an, und mit den Benefiziariern sorgte eine Verkehrspolizei für Ordnung und kümmerte sich um den Erhalt der Straße.

Der Ausbau zur antiken Alpen-Autobahn

Bereits 15 v. Chr. begann der römische General Drusus, Adoptivsohn von Kaiser Augustus damit, eine Straße zur Alpenüberquerung zu bauen. 46 n. Chr. wurde der Ausbau von seinem Sohn Claudius beendet. Augustus und Claudius dienten als Namensgeber für die Via Claudia Augusta, die auch einen regen Handel ohne Zölle und Maut ermöglichte.

Die Straße war in der Regel 6 – 8 Meter breit und erlaubte somit auch Gegenverkehr. An Engstellen gab es sogar eine Verkehrsregelung. Sie war in der Mitte gewölbt und fiel nach außen hin, zu den Straßengräben rechts und links, ab. Somit war sie nach Regen oder Schnee schnell wieder trocken. Das war wichtig, diente sie doch der raschen Bewegung der Truppen. Der wichtigste Kreuzungspunkt der Via Claudia Augusta war Epfach am Lechrain (Abodiacum), wo der Anschluss an die West-Ost-Verbindung nach Salzburg hergestellt wurde.

Als die Via Raetia ausgebaut wurde, die über das heutige Innsbruck (Brennerpass) und Partenkirchen nach Augsburg führte, verlor die Via Claudia Augusta an Bedeutung. Sie blieb aber noch bis ins Mittelalter eine vielbefahrene Straße. Im Unterschied zur Römerzeit war es gegen Ende des Mittelalters üblich, für die Benützung der Straßen Maut zu kassieren. Gewisse Waren wie Salz unterlagen sogar den Regeln des sogenannten Rodfuhrwesens. Sie durften nur von lokalen Fuhrunternehmern transportiert werden und mussten an Orten mit Niederlagerecht ab- und umgeladen werden.

Am Forggensee in der Nähe von Füssen (Bayern) ist die alte Via Claudia Augusta am besten erhalten. Sie wurde hier vom Stausee überflutet und wird bei niedrigem Wasserstand im Winter und Frühjahr für kurze Zeit sichtbar.
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