75. JAHRESTAG DES BEGINNS DER NÜRNBERGER PROZESSE

Mit einem Festakt begeht die Stadt Nürnberg den 75. Jahrestag des Beginns der Nürnberger Prozesse. Festakt im historischen Saal 600 – Freitag, 20. November 2020, 19 Uhr | Ausschnitt der Live-Streaming vom 20.11.2020

Journalisten im Presseraum,1945/46. / Bildquelle: National Archives, College Park, MD, USA
Bisherige museale Ausstattung des Saal 600 durch eine temporäre digitale Lösung. / Museen der Stadt Nürnberg, Memorium Nürnberger Prozesse; Foto: matthaeus photographer
Das Tribunal während der Urteilsverkündung. / Von links: Alexander F. Wolchkow und Iola T. Nikitschenko (UdSSR), Norman Birkett und der Vorsitzende des IMT, Geoffrey Lawrence (Großbritannien), Francis Biddle und John J. Parker (USA) sowie Henri Donnedieu de Vabres und Robert Falco (Frankreich). / Bildquelle: National Archives, College Park, MD, USA

Am 20. November 2020 jährt sich der Beginn der Nürnberger Prozesse zum 75. Mal. Ein virtueller Erinnerungsakt findet am Freitag, 20. November 2020, um 19 Uhr aus dem Saal 600, dem historischen Ort der Nürnberger Prozesse, statt. Ehrengast ist Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.

Am 20. November 1945 mussten sich erstmals in der Geschichte führende Repräsentanten eines Staats für ihre Verbrechen vor einem internationalen Gericht verantworten. An diesem Tag eröffnete der „Hauptkriegsverbrecherprozess“ gegen 21 ranghohe Vertreter des NSStaats im Nürnberger Justizpalast. Das Militärgericht setzte sich aus Vertretern der vier alliierten Mächte – USA, Sowjetunion, Großbritannien und Frankreich – zusammen.

Der Saal 600 heute. / Museen der Stadt Nürnberg, Memorium Nürnberger Prozesse; Foto: Christine Dierenbach
Der Nürnberger Justizpalast im Winter 1945/46. / Bildquelle: Stadtarchiv Nürnberg, Foto: Ray D'Addario (20. November 1945). (StadtAN A 65/IV Nr. RA-141)

Der „Jahrhundertprozess“ dauerte ein knappes Jahr und endete am 1. Oktober 1946 mit zwölf Todesurteilen, drei lebenslangen sowie vier langjährigen Freiheitsstrafen und drei Freisprüchen. Bis zum 14. April 1949 schlossen sich die „Nürnberger Nachfolgeprozesse“ an. Die Verfahren markieren den Beginn der bis heute anhaltenden juristischen Strafverfolgung nationalsozialistischer Verbrechen.

Die Hauptangeklagten im "Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess". / Bildquelle: National Archives, College Park, MD, USA
Blick in die Ausstellung mit Darstellung der Angeklagten während des International Military Tribunal. / Bildquelle: Museen der Stadt Nürnberg, Memorium Nürnberger Prozesse; Foto: matthaeus photographer
Eingangssituation in das Memorium Nürnberger Prozesse mit Blick auf die Fassade des Ostbaus. / Bildquelle: Museen der Stadt Nürnberg, Memorium Nürnberger Prozesse; Foto: matthaeus photographer

Aufgrund des aktuellen Pandemiegeschehens wird der virtuelle Erinnerungsakt ab 19 Uhr im Livestream auf https://75jahre-nuernbergerprozesse.de/erinnern/festakt und www.phoenix.de übertragen und am Sonntag, 22. November 2020, um 13 Uhr auf dem Ereignis- und Dokumentationskanal Phoenix im Fernsehen ausgestrahlt.

 

 

Ausstellung Memorium Nürnberger Prozesse / Museen der Stadt Nürnberg, Memorium Nürnberger Prozesse; Foto: Tim Hufnagl
Der Saal 600 heute. / Museen der Stadt Nürnberg, Memorium Nürnberger Prozesse; Foto: Christine Dierenbach

Ebenfalls am 20. November 2020 begeht auch die Institution Memorium Nürnberger Prozesse ihr zehnjähriges Bestehen. Mit der Eröffnung des Memoriums hat die Stadt Nürnberg 2010 einen wichtigen Baustein der Erinnerungskultur zur Aufarbeitung der Verbrechen des NS-Regimes gelegt. Die Einrichtung versteht sich dabei nicht zuerst als ein Ort der Auseinandersetzung mit der NS-Geschichte, sondern als einer, an dem Weltgeschichte geschrieben wurde. Mit der Idee vom Primat des Rechts vor dem der Macht eröffnete der Nürnberger „Hauptkriegsverbrecherprozess“ einen zukunftsweisenden Umgang mit Kriegs- und Menschlichkeitsverbrechen, der noch gegenwärtig große Erwartungen und Hoffnungen weckt.

Die Stadt Nürnberg steht wie kaum ein anderer Ort für die unterdrückende ebenso wie für die rechtsstaatliche Anwendung von Recht: Als Verkündungsort der „Nürnberger Gesetze“ 1935 ist die Stadt bis heute fest mit der Schaffung einer pseudo-legalen Grundlage zur Entrechtung von Minderheiten verbunden – aber auch mit der Wiederherstellung rechtsstaatlicher Grundsätze durch die Alliierten ab 1945. Das Memorium Nürnberger Prozesse widmet sich diesem Aufbruch, der Wiedereinsetzung rechtsstaatlicher Prinzipien in Deutschland und der weiteren Entwicklung des Völkerstrafrechts.

Im Frühjahr 2020 wurde der Saal 600, der historische Ort der Nürnberger Prozesse, von der Justiz als Verhandlungsort aufgegeben, das letzte Urteil wurde im Februar gefällt. Damit ist der Schwurgerichtssaal zum ersten Mal von seinem ursprünglichen Zweck entkoppelt und kann nun als Erinnerungsort aufbereitet werden. Dies gewährleistet die künftig noch bessere Zugänglichkeit für Besucherinnen und Besucher aus aller Welt.

Anlässlich dieser beiden Jahrestage nähern sich mehrere Projekte, die aufgrund der Corona-Pandemie hauptsächlich im digitalen Raum stattfinden,  aus unterschiedlichsten Blickwinkeln dem historischen Ereignis. 

Außenansicht Ostbau des Justizpalastes Nürnberg mit dem Memorium Nürnberger Prozesse. / Museen der Stadt Nürnberg, Memorium Nürnberger Prozesse; Foto: Christine Dierenbach

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