Ebenfalls am 20. November 2020 begeht auch die Institution Memorium Nürnberger Prozesse ihr zehnjähriges Bestehen. Mit der Eröffnung des Memoriums hat die Stadt Nürnberg 2010 einen wichtigen Baustein der Erinnerungskultur zur Aufarbeitung der Verbrechen des NS-Regimes gelegt. Die Einrichtung versteht sich dabei nicht zuerst als ein Ort der Auseinandersetzung mit der NS-Geschichte, sondern als einer, an dem Weltgeschichte geschrieben wurde. Mit der Idee vom Primat des Rechts vor dem der Macht eröffnete der Nürnberger „Hauptkriegsverbrecherprozess“ einen zukunftsweisenden Umgang mit Kriegs- und Menschlichkeitsverbrechen, der noch gegenwärtig große Erwartungen und Hoffnungen weckt.
Die Stadt Nürnberg steht wie kaum ein anderer Ort für die unterdrückende ebenso wie für die rechtsstaatliche Anwendung von Recht: Als Verkündungsort der „Nürnberger Gesetze“ 1935 ist die Stadt bis heute fest mit der Schaffung einer pseudo-legalen Grundlage zur Entrechtung von Minderheiten verbunden – aber auch mit der Wiederherstellung rechtsstaatlicher Grundsätze durch die Alliierten ab 1945. Das Memorium Nürnberger Prozesse widmet sich diesem Aufbruch, der Wiedereinsetzung rechtsstaatlicher Prinzipien in Deutschland und der weiteren Entwicklung des Völkerstrafrechts.
Im Frühjahr 2020 wurde der Saal 600, der historische Ort der Nürnberger Prozesse, von der Justiz als Verhandlungsort aufgegeben, das letzte Urteil wurde im Februar gefällt. Damit ist der Schwurgerichtssaal zum ersten Mal von seinem ursprünglichen Zweck entkoppelt und kann nun als Erinnerungsort aufbereitet werden. Dies gewährleistet die künftig noch bessere Zugänglichkeit für Besucherinnen und Besucher aus aller Welt.
Anlässlich dieser beiden Jahrestage nähern sich mehrere Projekte, die aufgrund der Corona-Pandemie hauptsächlich im digitalen Raum stattfinden, aus unterschiedlichsten Blickwinkeln dem historischen Ereignis.