7 FRAGEN UND ANTWORTEN: MARCUS KÖNIG IM RESONANZ-INTERVIEW

7 FRAGEN UND ANTWORTEN: MARCUS KÖNIG IM RESONANZ-INTERVIEW

Marcus König | Foto: Christine Dierenbach / Stadt Nürnberg

Zum ersten Jahrestag seiner Amtszeit als Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg beantwortete Marcus König die Fragen des Magazins RESONANZ über den Kampf gegen die Pandemie und die Welt nach dem Coronavirus.

"Nürnberg ist eine einmalig schöne Stadt. Daran hat sich durch Corona nichts geändert." (Marcus König)

Herr König, Sie sind seit Mai 2020 Oberbürgermeister Nürnbergs. Die 365 sehr intensiven Tage liegen nun hinter Ihnen. Wie schauen Sie auf diese Zeit zurück?

König: Wer mir vor einem Jahr zu meinem Amtsantritt gesagt hätte, dass ich Mitte 2021 noch immer vor allem mit der Corona-Pandemie beschäftigt sein werde, den hätte ich nur ungläubig angeschaut und den Kopf geschüttelt. Doch wir sind noch immer, ich bin noch immer jeden Tag damit befasst, die Pandemie zu bekämpfen. Das war ein sehr intensives Jahr voller Herausforderungen. Es hat sehr viele traurige Momente gegeben, vor allem beim Blick auf die Zahl derer, die an oder mit Corona gestorben sind. Aber wir haben auch sehr frühzeitig ein Impfangebot und Testangebot für die Bevölkerung aufgebaut. Wir werden nicht müde, die Corona-Pandemie zu bekämpfen. Wir impfen bereits in den Stadtteilen. Wenn wir noch mehr Impfstoff bekommen, können wir die Menschen noch schneller impfen und sie vor Corona schützen. Wir haben aber auch andere Themen vorangebracht. So hat der Stadtrat einen Klimafonds verabschiedet, wir haben ein 365-Euro-Ticket für den öffentlichen Nahverkehr verabschiedet und einen Mobilitätspakt, der für einen umweltverträglichen und stadtfreundlicheren Verkehr in Nürnberg sorgen wird mit mehr Angeboten für Radfahrer und Fußgänger.

Wo sehen Sie in Nürnberg die größten Auswirkungen der Corona-Krise?

König: Die größte und traurigste Auswirkung der Corona-Pandemie, das sind die vielen Toten, die wir, die die Angehörigen zu beklagen haben. Gestorben sind vor allem viele ältere Menschen, aber nicht nur. Die, die diese gefährliche Krankheit überlebt haben, kämpfen zum Teil mit schweren Folgewirkungen. Sie sind noch weit entfernt von einem normalen Leben. Daher ist es so wichtig, dass sich so viele Menschen impfen lassen wie möglich. Ich appelliere an die Bürgerinnen und Bürger: Nehmen Sie das Impfangebot wahr! Suchen Sie ein Impfzentrum oder Ihren Arzt auf und lassen Sie sich gegen Corona impfen. Nur so schaffen wir es, die Pandemie zu bekämpfen und zu einem normalen Leben zurückzukehren. Wer sich impfen lässt, schützt sich selbst und seine Liebsten. Natürlich haben auch viele Berufsgruppen unter der Corona-Pandemie gelitten. Staatliche oder lokale Hilfen konnten die Einnahmeverluste nur zum Teil ausgleichen. Viele Unternehmen und Geschäfte leiden unter den Schließungen, die wegen der Inzidenzen nötig sind. Aber wir werden es schaffen, dass Nürnberg gestärkt aus der Corona-Pandemie hervorgehen wird. Wir brauchen dazu ein wenig Geduld und viel Mut. Miteinander schaffen wir das.

Digitalisierung und Nürnbergs Kulturleben – passt das tatsächlich zusammen?

König: Digitalisierung und Kultur, das schließt sich grundsätzlich nicht aus, wie die vergangenen Monate gezeigt haben. Generell ist Kultur immer am schönsten, wenn man sie live erleben kann. Im Theater, auf einer Kleinkunstbühne, in der Oper, bei einer Ausstellung – wie aktuell im Stadtgraben – oder in einer Galerie. Doch da wegen der Corona-Pandemie keine Aufführungen mit Publikum, keine öffentlichen Ausstellungen oder Konzerte stattfinden konnten, mussten viele Künstler, Schauspieler oder Musiker ihr Können digital, also im Netz, unter Beweis stellen. Museen und Galerien haben ihre Kunstwerke oft digitalisiert und für das Publikum daheim im Netz sichtbar gemacht. Corona hat auch digitale Formate entstehen lassen, die in der Zeit nach der Pandemie weitergenutzt werden können. Aber wir alle freuen uns wieder auf kulturelle Veranstaltungen und künstlerische Darbietungen im Live-Format.

Laut einer FAU-Studie könnten die Einschränkungen in der Pandemie die Integration von Kindern stark beeinträchtigen. Welche Aufgaben im interkulturellen Bereich müssen trotzt der momentanen Lage zeitnah angepackt werden?

König: Kinder, das zeigen alle Studien, haben unter der Corona-Pandemie besonders gelitten. Sie konnten über viele Wochen und Monate nicht in die Schule gehen. Dort, wo schon Lernlücken bestanden, sind sie noch größer geworden. Die Kinder konnten ihre Freundinnen und Freunde nicht treffen. Einrichtungen der Stadt für Kinder und Jugendliche waren geschlossen. Kinder konnten nicht Fußball im Verein spielen oder zum Turnen gehen. Wir müssen durch zusätzliche Lernangebote versuchen, entstandene Wissenslücken zu schließen. Es gibt hierfür Hilfsprogramme vom Land Bayern und vom Bund. Das ist ein Ansatz. Auch unsere Schulen und Einrichtungen müssen schauen, wo bei Kindern Defizite entstanden sind und wie sie beseitigt werden können. Etwa durch Ferienlernkurse, durch Zusatzangebote an den Schulen. Vielleicht können wir auch Lern- und Sprachpaten finden, die sich intensiv um Kinder bemühen.

Im März 2021 haben Sie einen „Marshall-Plan“ für die deutschen Innenstädte nach der Corona-Krise gefordert. Wo sehen Sie langfristiges Potenzial und Chancen für die Zukunft in Nürnberg?

König: Meine Idee eines „Marshall-Plans“ für die deutschen Innenstädte ist mittlerweile in Bayern und beim Deutschen Städtetag aufgegriffen worden. In Bayern gibt es ein Sonderprogramm über 100 Millionen Euro. Hier wird sich Nürnberg bewerben. Der Deutsche Städtetag hat meine Idee aufgegriffen und ein Bundesprogramm über 2,5 Milliarden Euro gefordert. Nürnberg ist für die Metropolregion die Einkaufsstadt. Die Menschen kommen aber nicht nur zum Einkaufen, sie wollen bei ihrem Besuch auch Essen und Trinken, ein Museum oder eine Kulturveranstaltung besuchen. Wir haben wegen der Corona-Pandemie über viele Monate gesagt, kommt nicht nach Nürnberg. Jetzt müssen wir durch Kultur, durch interessante Geschäfte und Veranstaltungen dafür sorgen, dass die Menschen wiederkommen, sobald es die Corona-Fallzahlen möglich machen. Wir haben schon gute Ideen. So sollen leere Läden für eine Übergangszeit durch interessante Pop-up-Stores genutzt werden. Es gibt eine gemeinsame Online-Plattform für Geschäfte. Nürnberg ist eine einmalig schöne Stadt. Daran hat sich durch Corona nichts geändert.

Bringt die neue Technische Universität Nürnberg frischen Wind in unsere Stadt?

König: Die Technische Universität Nürnberg (TUN) ist für Nürnberg und die Metropolregion ein Jahrhundertprojekt. Ja, wir bekommen mit der TUN sehr viel frischen Wind in die Stadt. Es kommen bis zu 6000 Studierende. Unter den jungen Neubürgerinnen und –bürgern sind viele internationale Studentinnen und Studenten, die wissenschaftlich und privat ganz neue Perspektiven für unsere Stadt bieten werden. Das gilt auch für viele Hundert Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die an der neuen Universität lehren und forschen werden. Es wird ganz neue Formen der Forschung und Lehre geben, fächerübergreifend. Für die Forschungseinrichtungen und Unternehmen in Nürnberg und der Metropolregion ergeben sich neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit. Erstmals seit 40 Jahren ist wieder eine staatliche Universität in Bayern gegründet worden, und zwar in Nürnberg. Die neue Uni wird in einen ganz neuen Stadtteil eingebettet. Das gibt der Stadt einen großen Schub ins 21. Jahrhundert.

Das Thema Mobilität wird uns alle auch nach der Corona-Krise bewegen. Nürnberg bekommt als eine der ersten Städte in Deutschland Flugtaxis – der Nürnberger Flughafen bereitet sich schon jetzt vor. Wohin würden Sie mit einem solchen elektrischen Jet fliegen?

König: Ich freue mich, dass Nürnberg mit dem Albrecht-Dürer-Flughafen einer der Standorte der Firma Lilium GmbH für die vollelektrischen und CO2-emissionsfreien Jets und ein Teil des Streckennetzes werden wird. Da die Flug-Einsätze vor allem im Bereich von 200 bis 300 Kilometern stattfinden sollen, böte sich zum Beispiel ein dienstlicher Besuch in München an.

Vielen Dank für das Interview.

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Der Beitrag erschien in der Printausgabe des Magazins RESONANZ

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