„THIS IS NOT LEBANON“: KÜNSTLERISCHE VIELFALT IN KRISENZEITEN

„THIS IS NOT LEBANON“: KÜNSTLERISCHE VIELFALT IN KRISENZEITEN

Das Festival „This Is Not Lebanon“, initiiert und kuratiert von Matthias Lilienthal und koproduziert vom Frankfurt LAB mit dem Künstlerhaus Mousonturm und dem Ensemble Modern in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut Libanon, findet vom 26. August bis 12. September in Frankfurt am Main statt. Es lädt dazu ein, eine neue Generation aufstrebender libanesischer Künstler*innen aus den Bereichen Performance, bildender Kunst, Choreografie und Musik zu entdecken.

Schulden, Proteste, Explosion, Failed State – aktuelle Medienberichte aus dem Libanon zeichnen ein entmutigendes und düsteres Bild des Landes. Doch die Berichterstattung weist Lücken auf: Sie schließt vor allem nicht die vielfältige libanesische, insbesondere in Beirut gewachsene Kulturszene mit ein. Das Festival „This Is Not Lebanon“ gibt Künstler*innen eine Plattform, um sich der vereinfachenden Berichterstattung zur Lage im Libanon zu widersetzen und neue Perspektiven auf das Land zu entwickeln.

Eröffnet wird das Festival mit einer Weltpremiere des Künstlers und Private-Ear Lawrence Abu Hamdan – einem der vier Gewinner des Turner Preises 2019. Es folgen die Uraufführungen von vier weiteren Künstler*innen, die im Vorfeld des Festivals in Frankfurt neue Produktionen entwickelt haben: Performerin und ausgebildete Architektin Ghida Hachicho erforscht gemeinsam mit vier Performer*innen das Verhalten von Gruppen und Schwärmen; Künstlerin und Filmemacherin Marwa Arsanios thematisiert in einer Videoperformance Fragen von Erbe, Besitz, Eigentum und Wert; Filmemacher Bassem Saad hinterfragt gemeinsam mit Autorin Sanja Grozdajnic in seiner ersten Performance die Verteilung von Gewalt und Begehren; und der Multidisziplinäre Künstler Ali Eyal schafft in einer performativen Intervention einen Raum zwischen eigener Geschichte und vergänglichen Erinnerungen.

Johannes Ebert, Generalsekretär des Goethe-Instituts, sagt über das Festival: „Die verheerende Explosion im Hafen von Beirut im August 2020 beschädigte auf ihrem Weg eine Reihe von Galerien, Kultur- und Ausstellungsräumen in zentralen Vierteln der Stadt – was die Kunst-und Kulturszene hart getroffen hat. Doch obwohl die libanesische Gesellschaft vor großen Herausforderungen steht, lassen sich junge, aufstrebende Künstlerinnen und Künstler nicht davon abhalten, ihr eigenes Bild des Landes und der Stadt Beirut zu präsentieren. Ein Bild, das weit über die aktuelle Außenwahrnehmung des Libanon hinausgeht und vielschichtige Perspektiven auf die Zukunft aufzeigt. Das Goethe-Institut Beirut ist seit vielen Jahren Teil der libanesischen Kulturszene. Es ist uns sehr wichtig, ihre Künstlerinnen und Künstler gerade auch in diesen schwierigen Zeiten zu unterstützen und ihre Arbeiten zu zeigen, die einen differenzierten und facettenreichen Blick auf den Libanon eröffnen.“

Konrad Siller, Direktor des Goethe-Instituts Libanon, ergänzt: „Die gemeinsame Idee der beteiligten Partner ist es, eine Brücke zu schlagen und den Libanon -inmitten einer schweren, alle Bereiche der Gesellschaft und des täglichen Lebens betreffenden Krise – mit Deutschland zu verbinden. Dieses Anliegen spiegelt sich in unserer Idee, eine Festivalstruktur mit Präsentationsorten und Partnern in Deutschland und dem Libanon zu schaffen, um in Krisenzeiten flexibel reagieren zu können. Das übergreifende Ziel aller Beteiligten ist es dabei immer, Räume zu schaffen und zu schützen, in welchen Künstlerinnen und Künstlern die Fortführung und Weiterentwicklung ihrer Arbeit ermöglicht wird. Und nicht zuletzt diese einem Publikum zu präsentieren, denn darauf kommt es gerade in Umbruchszeiten wie diesen an.“

Performancekünstler Rabih Mroué lädt am ersten Festivalwochenende vom 27. bis 29. August in einem von ihm kuratierten Diskursprogramm Künstler*innen und Autor*innen dazu ein, die vergangenen und aktuellen Ereignisse im Libanon in Vorträgen, Gesprächen und Filmen aus vielfältigen Blickwinkeln zu beleuchten. Zusammen mit seinen Gästen schafft er einen Diskussions- und Denkraum für alte und neue Fragen, Zweifel, Ängste sowie unfertige Ideen und Gedanken. Neben dem Schriftsteller Souhaib Ayoub sowie Anwalt, Dichter und Musikkritiker Fadi el-Abdallah werden unter anderem Jean Kassir und Jamal Saleh von der Social Media Plattform Megaphone über die Rolle der libanesischen Medienlandschaft bei den Protesten 2019 sprechen.

Im Oktober 2021 wird ein zweiter Festivalteil in Beirut in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut Libanon und mit dem für die libanesische Kunstszene bedeutenden Zentrum Ashkal Alwan folgen.

Weitere Informationen finden Sie unter: goethe.de/beirut/thisisnotlebanon

Das Festivalprogramm wurde in enger Zusammenarbeit mit Matthias Lilienthal und den Ko-Kurator*innen Christine Tohmé, Leiterin des Ashkal Alwan Beirut, Rabih Mroué, Performance- und Medienkünstler, Anna Wagner, Dramaturgin und künstlerische Co-Leitung am Mousonturm und den Mitgliedern des Ensemble Modern, Jaan Bossier, Uwe Dierksen und Christian Hommel erarbeitet.

„This Is Not Lebanon. Festival for Visual Arts, Performance, Music and Talks“ ist ein Kooperationsprojekt des Frankfurt LAB mit Künstlerhaus Mousonturm und Ensemble Modern in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut Libanon. Gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes und das Goethe-Institut. Das begleitende diskursive Programm wird gefördert durch die Bundeszentrale für politische Bildung. Die Residenzen im Rahmen von „This Is Not Lebanon. Festival for Visual Arts, Performance, Music and Talks“ sind Teil von „Frankfurt Moves!“, einer Kooperation der KfW Stiftung mit dem Frankfurt Lab zur Förderung internationaler aufstrebender Künstler*innen im Bereich Tanz und Darstellende Künste.

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