HALBZEIT LATEINAMERIKAWOCHE

Absage an Privatisierung - Verheerende Folgen der Coronakrise nur durch Umsteuern zum Gemeinwohl und Umwelt-/Klimaschutz überwindbar - Lateinamerikawoche geht noch bis Samstag

Nürnberg – Die 44. Lateinamerikawoche aus Nürnberg, die seit Sonntag als digitale Veranstaltung online läuft, ist mit reger Teilnahme aus aller Welt erfolgreich mit Lesung und ökumenischem Gottesdienst gestartet.

Am Montagabend wurde dann eifrig diskutiert über die Auswirkungen der Coronakrise auf Lateinamerika. Die Anthropologin Friederike Peters erläuterte, dass die indigene Gemeinschaft der Naporuna in ihrem von Erdölförderung bedrohten heimatlichen Urwaldgebiet in Ecuador, sich bisher relativ erfolgreich durch die gemeinschaftlich organisierte Einnahme von immunabwehrstärkenden Heilpflanzen vor der Krankheit schützen konnte. Die Naporuna, die verstreut in den Städten lebten, seien dagegen der unzureichenden Versorgung eines weitgehend privatisierten Gesundheitssystems ausgeliefert. Ebenso stellte Katja Maurer von medico international in ihrem anschließenden Vortrag fest, dass nur ein entschiedenes Umsteuern weg von privatisierter gewinnorientierter Gesundheitsversorgung hin zu gemeinwohlorientierten Gesundheitssystemen, eine Bewältigung der Corona-Krise in Lateinamerika ermöglichen werde. In vielen Ländern gebe es kaum Impfstoffe, eine Durch-Impfung der nötigen 70 % der Bevölkerung sei unter den derzeitigen Gegebenheiten in manchen Ländern frühestens 2024 zu erwarten.

Nach der ersten Welle im Frühjahr ´20 habe es kaum Vorbereitungen auf die zu erwartende zweite Welle gegeben. Dass auf Prävention und gute Allgemeinversorgung setzende öffentliche Gesundheitssysteme die Pandemie erfolgreicher bekämpfen können, zeigten die Beispiele Cuba und Uruguay, wobei in Uruguay der aktuelle rechtskonservative Präsident gerade die Gesundheitsversorgung wieder privatisiere. Es sei auch beschämend, dass sich 10 reiche Länder, darunter Deutschland, einstweilen ca. 95% der verfügbaren Impfstoffe gesichert hätten. Eine erfolgreiche Pandemiebekämpfung könne aber nur durch eine gemeinsame weltweite Strategie erreicht werden, wie die Bekämpfung der HIV/AIDS Pandemie gelehrt habe: Eine Aufhebung des Patentschutzes, die Herstellung und gerechte Verteilung von günstigen Medikamenten und Impfstoffen sowie die Einbeziehung einer starken Zivilgesellschaft.

Des Weiteren verwies sie auf die erschreckende Prognose der Kinderhilfsorganisation Unicef, dass in Brasilien, wo seit März ´20 die öffentlichen Schulen geschlossen sind, wahrscheinlich auch nach der Pandemie 40 % der schulpflichtigen Kinder nicht mehr zur Schule gehen werden, weil sie arbeiten gehen müssen, um mit ihren Familien zu überleben.

Die Folgen der Corona-Krise seien für viele nicht nur Arbeitslosigkeit, Armut, wirtschaftliche Misere und Hunger, sondern auch die zunehmende Bedrohung der Demokratie, da viele Regierungen die Situation zum Ausbau ihrer Macht und sozialer Kontrolle nutzten.

Die von einem bunten Trägerkreis aus kirchlichen, städtischen und menschenrechtlichen Gruppen, u.a. Mission EineWelt, organisierte Lateinamerikawoche läuft noch bis zum kommenden Samstag, 30.1.21.
Informationen zum Programm und dem Einwahllink sind unter www.lateinamerikawoche.de zu finden. Dort kann man die Vorträge auch nachträglich über YouTube ansehen.

Kontakt: Gisela Voltz gisela.voltz@mission-einewelt.de
Tel.: 09874-9-1820

 

Quelle: Pressemitteilung zur Lateinamerikawoche 2021

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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